Tagesausflug ans Meer

Karfreitag, 14. April 2017

Die Woche vor Ostern zeigte sich wettermässig nicht unbedingt von ihrer besten Seite. Mein (Urs Niemeyer, der dritte im Bunde der den Lancair operiert) lange gehegtes – und immer wieder aus verschiedenen Gründen ver- oder aufgeschobenes - Vorhaben, einen Flug nach Korsika zu unternehmen, stand ein weiteres Mal auf der Kippe. Am Donnerstagmorgen dann ein erster Lichtschimmer in der Meteoswiss App: Das Wetter sollte besser werden und für Karfreitag war ausser vielen kleinen Sonnen nichts anderes in der grafischen Darstellung auszumachen. Beste Voraussetzungen also, die mich aber zwischenzeitlich etwas unter Druck setzten. Zollanmeldung, Flugplan und Routing, Suche nach einem Sozius und – natürlich – am Donnerstag erst einmal noch von Meeting zu Meeting hechten um auch dem nichtfreizeitlichen Teil des Lebens gerecht zu werden.

 Am Abend war dann aber, dank einiger Pausen, die mit den anstehenden Planungsarbeiten ausgefüllt werden konnten, alles bereit und auch die Familie gab grünes Licht für meine feiertägliche Abwesenheit.

 Am 14. April 2017 um 08:45 LT meldete ich auf der Infofrequenz von Ecuvillens "HB-YGJ – lining up and taking off RWY 27 VFR to Calvi outbound via routing Le Gibloux". Dank der noch recht kühlen Temperaturen und dem Umstand, dass sich kein Passagier für den Mitflug mehr finden liess, erreichte die HB-YGJ rasch eine Höhe von 9'500 ft.

Bei praktisch windstillen Verhältnissen zogen dann der Gibloux, Bex, Martigny und der Grosse Sankt Bernhard unter mir durch. Der Mont Blanc strahlte eindrücklich in der Morgensonne und während ich mich von Geneva Information verabschiedete, sah ich bereits das Aosta Tal vor mir liegen. Der Controller in Aosta übernahm und bewilligte mir den Durchflug ohne Beanstandung. Um bei Ivrea unter den beginnenden tiefliegenden Airspace A zu kommen, konnte zwischenzeitlich mit leichtem Sinken eine ganz nette Groundspeed von 190 kt erreicht werden.

Torino Information übernahm und begleitete mich freundlich auf dem Weg nach Alba, dem nächsten Meldepunkt.

Kurz vor dem Einflug in die CTR Torino dann etwas Unvorhergesehenes: Torino Information hatte mir gerade eine andere Frequenz zugewiesen, da der Kontakt schlechter geworden war. Auf der neuen Frequenz war aber keine Antwort mehr zu bekommen, auch das Zurückstellen auf die vorherige Frequenz brachte keinen Kontakt zu Torino Information mehr. Nach gefühlten zwanzig Aufrufen auf beiden Frequenzen hatte ich vor dem Einflug in die CTR begonnen, lokal zu kreisen. Irgendwann meldete sich dann eine Besatzung eines Airliners und übernahm eine Repeater-Funktion. So gelang die Kontaktaufnahme wieder und ich wurde angewiesen, auf 3'500 ft (trotz Airspace A!!) zu steigen, da offenbar darunter der Kontakt nicht möglich war.

Weiter ging es dann ohne Zwischenfälle bis Albenga, wo mich eine tiefe Wolkenbasis erwartete. In der unterdessen von Genova Information zugewiesenen Höhe von 1'500 ft ging es übers Meer Richtung Korsika. Für mich war das der erste längere Flug über Wasser. Das Lichtspiel von Sonne, Wolkenschwaden und Meer war eindrücklich. Mit grossem Respekt schaute ich immer wieder nach unten, einerseits fasziniert, andererseits mit einem leicht mulmigen Gefühl – hier eine Notwasserung machen zu müssen wäre nicht unbedingt meine favorisierte Begegnung mit dem Meer. Bald nachdem ich mit Bastia Information Kontakt aufgenommen hatte, zeichneten sich die noch schneebedeckten Berge der korsischen Westküste über dem Dunst ab. Calvi Tower wies mich nach einem Frequenzwechsel an, auf 1’200 ft zu sinken um eine langsamer fliegende Cessna 172, ebenfalls mit Ziel Calvi, zu überholen.

 Der Anflug via Meldepunkt November – einer Landzunge mit einem eindrücklichen Leuchtturm – klappte problemlos und ich konnte in den Downwind 36 einfliegen. Nach einem short approach, um den ich wegen der nachfolgenden Cessna gebeten wurde, landete ich sicher im warmen Calvi. Ich parkte die Lancair auf dem GA Parking gleich neben einer N-immatrikulierten Malibu und machte mich anschliessend zu Fuss ins rund 7 km entfernte Städtchen auf.

Der Rückflug am späten Nachmittag war dann – bis auf das Suchen eines geeigneten Routings in der Region Albenga/Savona wegen der tiefliegenden Wolken – ereignislos. Um 17:45 LT setzte ich die HB-YGJ wieder sicher in Ecuvillens auf heimischen Boden.

 

Mitgebracht hatte ich – neben einem kräftigen Sonnenbrand und einem ebenso kräftigen korsischen Rotwein – viele tolle Eindrücke von einem wunderschönen Tagesausflug.